Frivolitäter-innen

28
Jan
2010

Vier Minuten

Nun, ja – sie gehörte ja eigentlich nicht zu jenen zauberhaften Frauen, bei deren Anblick ein Mann sein Gehirn nur noch dafür benutzen kann, auszuhecken, wie er an sie herankommen und sie zu seiner Beute machen kann. Andererseits hatte sie auch nichts Abstoßendes an sich und ihre Erfahrungen mit den Männern bewiesen, dass sie sich kaum je ernsthaft anzustrengen brauchte, um ein Objekt ihrer Wahl in ihren Bann zu ziehen.

Er hingegen hatte zwar für gewöhnlich etwas provokant Herrisches in seinem Ausdruck und seiner Haltung, was viele Frauen reizte, aber wie er so an dem heißen Kakao herumschlürfte, wie er ihn, sooft es möglich war, in dem kleinen Tagescafé um diese Zeit zu genießen pflegte, war davon kaum etwas zu bemerken. Er war nicht mehr jung und noch nicht alt, war nicht ganz schlank und auch nicht dick, und er war nicht reich, aber auch nur selten vollkommen pleite – kurz, er war der Mensch gewordene Durchschnitt.

Zumindest wirkte er so auf sie, als sie den gemütlichen, wenn auch ein wenig zu kitschig eingerichteten Gastraum betrat.

Er sah über seine Tasse zu ihr hin, erst in ihre Augen, ganz kurz nur, dann machte sein Blick einen Sprung nach unten und tastete das Bild von den Füßen aus nach oben hin ab, bis er wieder ihr Gesicht erreichte. Natürlich spürte sie, was da vor sich ging, das alte Spiel, und sie spielte mit.

Es war ein langweiliger Nachmittag in der verregneten Kleinstadt, und sie wusste, dass sie wohl kein weiteres Mal hier herkommen würde. Sie hatte einen alten Schulfreund im Internet aufgestöbert und war die dreihundert Kilometer in die Stadt ihrer Jugend gefahren, um diesen zu treffen und über alte und neue Zeiten zu plaudern. Überraschenderweise war er aber nicht zu Hause und auch über sein Handy nicht erreichbar, obwohl sie Ort und Zeit noch am Tag zuvor genau vereinbart hatten. Nun war sie also in der Provinz, mit der sie sich gar nicht mehr so recht anfreunden wollte, gestrandet, ohne einen Plan, aber mit jeder Menge Zeit, die sie jetzt gewissermaßen übrig hatte. Da kam ihr das alte Café, wo sie als Jugendliche die Zeit bis zum Mittag verbracht hatten, wenn sie keine Lust auf Schule gehabt hatten, gerade recht, auch wenn es sich innerhalb der letzten fünfundzwanzig Jahre ziemlich verändert hatte, und nicht zu seinem Vorteil, wie sie fand.

Sein Blick lag immer noch auf ihr, und auch, wenn sie sich keine großartige Kurzweil erhoffte, zog sie ihre Jacke nicht einfach nur aus wie die meisten anderen Menschen, und meistens auch sie selbst, sondern sie entwand sich dem Kleidungsstück als ob sie sich aus einer unangenehmen Umarmung befreien müsste. Es war eine sorgfältig einstudierte und über die Jahre immer weiter ausgefeilte Choreographie, mit der sie zuerst ihr Hinterteil, von einem elastischen, engen Röckchen überspannt, unter Anspannung aller dafür dienlichen Muskeln vorführte. Sie behielt diese Position bei, während sie die Jacke gleichzeitig über beide Schultern und Arme abschüttelte, wobei sie darauf achtete, dass ihre erigierten Brustwarzen, draußen war es ziemlich kühl, ihren Weg unter dem dünnen Baumwollshirt klar erkennen ließen. Zum Finale ließ sie die Jacke wie versehentlich auf den Boden fallen, bückte sich dann so, dass der Kakao schlürfende einzige Gast zwar hoffen konnte, vielleicht ihren Slip zu erblicken, aber doch enttäuscht wurde, und drehte sich dann um neunzig Grad in seine Richtung, um ihn durch die Gewährung eines tiefen Einblickes doch wieder etwas zu entschädigen. Mit einem gekonnten verlegenen Lächeln richtete sie sich jetzt auf und hängte, ihm nun frontal zugewandt, die Jacke mit ausgestrecktem Arm an einen Haken der Garderobe, wobei sie den anderen Arm, so, als ob sie die Balance halten müsste, ebenfalls vom Körper wegstreckte. Sie wusste ja, wie ihre Silhouette im Gegenlicht des Fensters hinter ihr üblicherweise wirkte. Als sie dann auf den Tisch neben dem Seinen zuging, mit Catwalk-verdächtigem Gang, warf sie noch ihr schulterlanges glattes Haar mit der Hand nach hinten und schüttelte kurz den in den Nacken geworfenen Kopf. Dann setzte sie sich in einer Art, als ob sie insgeheim damit rechnete, dass vielleicht irgend etwas aus der Sitzfläche ragen könnte, lächelte ihn ganz kurz süffisant an und wandte sich dann der auf dem Tisch aufgestellten Getränkekarte zu.

Er hatte den Blick keinen Moment von ihr gewendet, und jetzt bemerkte er, wie ihm der Kakao, den er immer noch direkt unter seiner Nase hielt, plötzlich vollkommen egal war, wie es sich plötzlich heiß und eng in seiner Hose anfühlte, wie er plötzlich nur noch Eines wollte: diese Frau!

Sie führte jetzt in diesem Spiel schon nach zwanzig Sekunden mit mehreren Runden Vorsprung, das wussten sie beide, aber er wollte wenigstens zum Konter ansetzten. Ersteinmal musste er einen Plan haben, das war ihm klar.

Wenn eine Frau nicht mehr weiter weiß, versucht sie, bei ihren Mitmenschen Gefühle hervorzurufen, die diese dazu bewegen sollen, ihr verständnisvoll, unterstützend und helfend beizustehen.
Wenn ein Mann nicht mehr weiter weiß, macht er einen Plan.

Also versuchte er, einen Plan zu machen. Jedoch vergebens. Er war gerade noch in der Lage festzustellen, dass das Körperteil, das er für einen Plan unbedingt gebraucht hätte, nämlich sein Großhirn, abgeschaltet war. Vielleicht hing es ja auch damit zusammen, dass alles Blut, das er dort jetzt dringend benötigt hätte, sich gerade an anderer Stelle befand. Jedenfalls hatte das automatische Notprogramm eine Ebene tiefer die Kontrolle übernommen, was immerhin auch eine erstaunliche Wirkung zeigte.

Nachdem er endlich die blöde Kakaotasse auf den Tisch gestellt hatte, änderte sich zunächst einmal seine Körperhaltung. Seine meist so schlaffen Muskeln spannten sich, er lehnte sich lässig zurück und musterte das höchstens zwei Meter entfernte Menschenweibchen erneut, wobei er auf jedem Einrastpunkt seines Blickes so lange verweilte, bis er überzeugt war, dass sie es bemerkt hatte. Und, tatsächlich, es funktionierte. Nachdem er einige Augenblicke lang ihren Blick vergeblich gesucht hatte, wandte sie sich ihm endlich zu, indem sie ihren Kopf drehte und über die Schulter offen und fest in seine stahlblauen Augen sah. Kurz sprang ihr Blick auch nach unten, und nachdem sie sich so ihrer Wirkung versichert hatte, lächelte sie ihn funkelnd an und sagte einfach nur: „Naa?“ Ihre Stimme klang ein wenig rau, aber sanft, und sie war tiefer, als er aufgrund ihrer gesamten Erscheinung vermutet hatte. Hatte sie bis jetzt nach Punkten geführt, so war das der Sieg durch K.O.! Sie wurde sogar noch unfair, wie er fand, indem sie nämlich das „aah...“ ihres „Naa?“ ausklingen ließ, ohne den Mund wieder zu schließen, und stattdessen wie in Gedanken mit der Zungenspitze an ihren makellosen Zähnen spielte. Dieses sanfte Rosa gab ihm den Rest und er beschloss, den Not-Aus-Schalter zu drücken, das Handtuch zu werfen. „Hör mal, das kannst du doch nicht machen!“, presste er heraus. Sie sah ihn frech fragend an. „Ich meine,“, stotterte er, „ich meine... - puuuhh...“ Mehr ging nicht, sein Großhirn war nach wie vor nicht einsatzbereit, also lieferte es auch keine sinnvollen Sätze. Er versuchte es gar nicht weiter und glotzte sie mit einem unsicheren Grinsen an.

Jetzt geschah etwas Seltsames mit ihr, etwas, das sie sich nicht erklären konnte, etwas, das sie so noch nie erlebt hatte. Obwohl sie die ganze Show ja nur zu ihrem eigenen Amusement abgezogen hatte, und nicht, weil sie dringend einen Mann gebraucht hätte, spürte sie, wie es heiß und feucht zwischen ihren Schenkeln wurde. Sie, die coole, Männer mordende Unschuld vom Lande, fühlte sich von einem Moment zum anderen wie eine läufige Hündin. Sie wollte sich diesem Gefühl verweigern, war sie doch emanzipiert, selbstbewusst, kontrolliert und keinesfalls triebgesteuert! Aber es ging nicht. Sie fing an, auf dem gepolsterten Stuhl unruhig hin- und her zu rutschen und fühlte dabei den Stoff ihres Röckchens an ihren Schamlippen, denn sie trug, wie immer, keinen Slip, eine alte Gewohnheit aus Hippie-Zeiten.

Als sie gerade darüber nachdachte, ob sie noch eine Chance hatte, ihrer unvermuteten Lust zu entrinnen, kam der Kellner und fragte nach dem Wunsch des neuen Gastes. Sie ließ sich zunächst alle kleinen Speisen aufzählen, die es in dem Café gab, und wählte dann diejenige, von der sie vermutete, dass die Zubereitung am längsten dauern würde. Der Kellner verließ den Raum wieder und bog um eine Ecke Richtung Küche. Das war ihre Chance.

Sie stand auf, ging auf den Primaten, der immer noch nichts anderes tat, als dumm zu schauen, zu und zog ihn hoch. Dann öffnete sie seine Hose und wunderte sich, wie schon so oft, wie man ein so hartes Körperteil so umbiegen und zusammen quetschen kann, ohne dabei ernsthafte Verletzungen herbeizuführen. Sie drehte ihm den Rücken zu und legte sich mit dem Oberkörper vornüber auf den Tisch, ihre Schenkel leicht gespreizt, das Röckchen schnell ein wenig nach oben gezogen.

Sie musste sich den Arm vor den Mund pressen, um nicht laut loszuschreien, als er in sie eindrang. Er fasste sie mit beiden Händen am Becken und sie wurde fast wahnsinnig vor Lust, als er sie kräftig gegen jeden seiner Stöße riss. Er spürte, dass ihre Scheide eigentlich etwas zu kurz für ihn war, aber er konnte jetzt keine Rücksicht mehr nehmen. Und es war gut so, denn der rhythmische Schmerz tief in ihrem Innersten steigerte ihre Lust noch weiter, und als er sich mit wildem Zucken und Stoßen in sie ergoss, schrie auch sie in einem ungezügelten Orgasmus auf.

Der Kellner kam herbei gelaufen, als sie sich gerade wieder voneinander gelöst hatten. Was los sei, wollte er wissen, das Essen komme ja gleich. „Nein, nein. Nur, der Kakao ist übergeschwappt, Entschuldigung.“, schnurrte sie mit sanftem Lächeln. „Wenn sie uns vielleicht nochmal einen bringen wollen?“ „Natürlich. Kein Problem. Gerne.“, antwortete der Kellner ein wenig irritiert.

Der Kakao kam noch vor dem Essen, und so saßen sie beide, jeder wieder auf seinem Platz, und es war alles genauso wie vier Minuten vorher. Fast...

27
Okt
2008

Goethe:

Mephistopheles, als Lehrer verkleidet, zu einem jungen Schüler:

Ein jeder lernt nur, was er lernen kann;
Doch der den Augenblick ergreift,
Das ist der rechte Mann.
Ihr seid noch ziemlich wohl gebaut,
An Kühnheit wird's Euch auch nicht fehlen,
Und wenn Ihr Euch nur selbst vertraut,
Vertrauen Euch die andern Seelen.
Besonders lernt die Weiber führen;
Es ist ihr ewig Weh und Ach
So tausendfach
Aus einem Punkte zu kurieren,

Und wenn Ihr halbweg ehrbar tut,
Dann habt Ihr sie all unterm Hut.

Und ...

Mephistopheles, zu Faust, der zögert, sich das blutjunge Gretchen zu 'schnappen'.

Wie's wieder siedet, wieder glüht!
Geh ein und tröste sie, du Tor!
Wo so ein Köpfchen keinen Ausgang sieht,
Stellt er sich gleich das Ende vor.
Es lebe, wer sich tapfer hält!
Du bist doch sonst so ziemlich eingeteufelt.
Nichts Abgeschmackters find ich auf der Welt
Als einen Teufel, der verzweifelt.


1
Aug
2006

Entchen von Tharau - Teil 1

Das Entchen von Tharau
Die wunderbare Geschichte eines Frauenschicksals...


Vorwort

Dieser Tage drang mir ein Melodiefussel ins Ohr, der der Beginn einer abstrusen Assoziationskette werden sollte. Darüber war ich so erstaunt und verwundert zugleich, daß ich mich veranlaßt sehe, davon ein wenig zum Besten zu geben, auf daß sich auch andere darüber amüsieren mögen.

Wie alles begann.

Als Kind, kleineres Kind, pflegte ich meinem Onkel zu lauschen, wenn er mit Klavier und Stimme Volkslieder aus einem recht braven Liederbuch, bezeichnet 'Klingende Heimat', glaube ich, mit einer Glocke auf dem Titelblatt, in deren Fläche ein bezauberndes Bildchen einer bezaubernden Mittelgebirgslandschaft mit einem bezaubernden Dörfchen gemalt war, sich und mir vortrug. Dabei gab es auch eines, welches ich sehr schön fand und das mein Onkel auch stets mit Hingabe und Aufmerksamkeit auf erträgliche Intonation anstimmte: Ännchen von Tharau.

Jetzt war es aber so, daß ich weder lesen konnte noch persönlich ein Ännchen kannte noch Erzählungen über ein solches, weshalb mein Interpretationsbestreben alles Gesehenen und Gehörten, unter dem ich manchmal immer noch zu leiden habe, aus dem unbekannten Begriff Ännchen flugs und unauffällig ein Entchen machte. Da war die Welt wieder in Ordnung, das Lied besang eine kleine Ente, die auf einem Bauernhof in erwähntem bezaubernden Dörfchen wohnte, das offenbar den Namen Tharau trug. Dieses Dorf war übrigens genauer beschrieben, als auf dem Bild zu sehen war. So befand sich eine Wasserschöpfstelle außerhalb, die 'Am Brunnen vor dem Tore' bezeichnet war, es wurde die Stimmung nachts über den Wiesen und Hügeln beschrieben in 'Der Mond ist aufgegangen', und es war auch von einem Bewohner die Rede, der wohl ein ziemlicher Schussel war, so wie ich damals, und in Lauterbach, wo auch immer das sein mochte, seinen Strumpf verschlampt hatte und sich jetzt nicht mehr nach Hause traute - ich konnte ihn gut verstehen! Überhaupt schienen die Bewohner ein bißchen tollpatschig zu sein, eine Eigenschaft, die mein Bild der Schwaben nachdrücklich prägte, denn 'Auf der Schwäb'sche Eisenbahne' sagte doch wohl alles, oder? 'Ei, mir könne alles - außer Hochdeutsch!!'
Es gäbe auch noch mehr aus Tharau zu berichten, aber ich will mich nun nicht in Details verlieren, sondern beim Wesentlichen bleiben, dem Entchen.

Es vergingen die Jahre, und ich dachte nicht mehr oft an Tharau. Vereinzelt fand sich mal ein Anlaß, und dann verstand ich immer klarer, daß es sich um ein Liebeslied handelte, 'Entchen von Tharau'. Nicht schlecht, dachte ich mir, ich hatte schon von sowas gehört, aber daß jemand ein richtiges Liebeslied schreibt, das auch noch einen Verleger findet... Donnerwetter!!! Ein Umstand, den ich ebenso beeindruckend fand wie er meine Meinung zur Sodomie nachhaltig prägte. In leicht abgeänderter Form fand sich das Motiv auch in dem bemerkenswerten Film 'Was sie schon immer über Sex wissen wollten (aber nie zu fragen wagten)' wieder, nämlich in 'Daisy', dem Schaf, in das sich der Veterinär unsterblich verliebt und seine Existenz dieser , übrigens vergeblichen, Liebe opfert.

Viel, viel später aber, da nahm das Unheil seinen Lauf, und mir wurde klar,

Was dann geschah!

Aus dem Entchen wurde ein Ännchen.
So, wie im Märchen vom 'Häßlichen Entlein', das vermutlich auch in der Tharauer Gegend spielt, ein schöner Schwan entstand. Nun, vielleicht nicht ganz so, sondern nur so ähnlich.
Ich habe ja in der Zwischenzeit so manche Frau von so mancher Seite kennengelernt.

Ein kleiner Exkurs zur Illustration:
Zum Beispiel hat eine Frau sechs Seiten. Das habe doch jeder dreidimensionale Körper irgendwie, sagt sich der Leser jetzt, und denkt an einen Würfel. Jetzt hat aber eine Frau mit einem Würfel soviel zu tun wie das Michelin-Männchen mit Weight Watchers. Die Seiten sind ganz anders definiert:

Erste Seite: Oben - wo der Kopf ist. Der Kopf ist das, womit man redet.
Zweite Seite: Unten - da, wo die Füße kalt sind.
Keine Seiten: Links und rechts sind bei Frauen das Gleiche und keine Seiten im eigentlichen Sinn.
Dritte Seite: Vorne - wo man sich von jedem berühren lässt, weil man ja sieht, was los ist.
Vierte Seite: Hinten - wo man sich viel lieber berühren lässt, aber sich seltener traut.
Fünfte Seite: Außen - das, was jeder sehen soll, aber niemand soll sagen, daß er sich dafür interessiert.
Sechste Seite: Innen - wo es am schönsten ist. Und am gefährlichsten.
Nun gut, ...


Jedenfalls war einmal in Tharau ein Entchen, offenbar weiblichen Geschlechts, was aber bei kleinen Enten weder zu Erkennen noch von Belang ist, das fröhlich in den Wasserlachen am Brunnen, der vor dem Tor lag, zu spielen pflegte. Es war ein außergewöhnlich schönes Entchen, und selbst der Fuchs, dem es eine leichte Beute gewesen wäre, beschränkte sich auf's Gänsestehlen. Dieses beschäftigte das ganze Dörfchen Tharau so sehr, daß die Chronisten sogar ein Lied darüber zu berichten wissen, nämlich 'Fuchs, du hast die Ganz Gans gestohlen.'

Außergewöhnliche Schönheit war schon immer Fluch und Segen in einem, und also erging es auch unserem Entchen. Alle im Dorf rissen sich um sie, obwohl sie noch ein Kind war. Einerseits, weil ein ordentlicher Sodomist auch bei einem judendlichen Tier keine Skrupel kennt, andererseits, weil ja allgemein bekannt ist, daß aus Kindern Leute werden, und man bei Zeiten mit dem Training beginnen muß, denn
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Oder:
Was Entchen nicht lernt, lernt Ente nie mehr.

Näheres erfahren wir übrigens auch aus dem Lied 'Hänschen klein', natürlich eine aus Copyright-Gründen umgedichtete Version von 'Entchen klein', und dem Märchen 'Hans im Glück', dessen ursprünglicher Titel 'Ente im Glück - vom und von Vögeln und dem Spaß damit' von einer puritanisch-verklemmten Lektorin abgeändert wurde, ebenso wie die eigentliche Story, und das Ganze nur, weil sie sich dadurch ihrer eigenen fast übermächtigen Wollust, die sie nie auszuleben wagte, sie hatte in der Tat Zeit ihres Lebens keinen einzigen sexuellen Höhepunkt, bis zur Unerträglichkeit bewußt wurde.

So wuchs unsere Ente heran, und es stellte sich ein seltsamer Wandel ein, der zunächst unbemerkt blieb, aber nach und nach selbst dem Unaufmerksamen ins Auge fallen musste. Unsere Ente wurde einem Menschen immer ähnlicher. Das verwirrte die Enten von Tharau nicht weniger als die Menschen, und der Fuchs, schlau wie er war, winkte bei dem Thema Entchen von Tharau sowieso nur ab. Er war gut beschäftigt mit seiner knackigen Füchsin, die ihm mehr abforderte, als er zu leisten vermochte, sodaß sie regelmäßig den Dachs oder den kräftigen Kater der Wildkatze aufsuchte, wo sie wegen ihres eng anliegenden Fells und ihrer roten Färbung nie zweimal zu rufen brauchte. Das verschaffte ihr zumindest ein wenig Linderung, und wenn ihr Rüde wieder heimkam, dann war sie gerade in der richtigen 'Nochmal, nochmal'-Stimmung...

Damit war der einzige, der die Tharauer und auch das Entchen hätte warnen können, außer Gefecht gesetzt, zumindest, was das kommunale Leben anbelangt, und so konnten die Dinge ungehindert ihren Lauf nehmen.


Die Initiation

Als Erster kam der Sodomist zum Zuge, der sich schon bei der kleinen Ente kaum mehr zu beherrschen wußte, aber jetzt, da dieser Vogel auch noch Ansätze einer jungen Menschenfrau erkennen ließ und zu, für eine Ente(!), übermäßiger Größe herangewachsen war, war es mit seiner Geduld und Leidensfähigkeit vorbei. Selbst vielfaches Onanieren half kaum gegen die Dauererektion, die ihm der flüchtigste Gedanke an das Entchen von Tharau beibrachte. So schlich er sich also des Nachts zu dem Schuppen, den man der 'Ente' eigens errichtet hatte, da man ihr nicht mehr zumuten wollte, mit den anderen Enten auf der Wiese zu schlafen, und klopfte leise an. Er lauschte, und die Geräusche, die er hörte, schienen nicht die Antwort auf sein Klopfen zu sein. Es war ein schweres Schnaufen und Ächzen, ab und zu stockend, und immer wieder ein hohes, kurzes Quaken. Außerdem raschelte das Stroh und ein feines, sich schnell wiederholendes Schmatzen konnte sich durch die Ritzen des Schuppens schleichen.
Er klopfte noch einmal, und da verstummten die Geräusche. Stattdessen hörte er eine heisere, quakende Stimme, die sagte: 'Moment, ich bin nackt.'. Sie konnte sprechen! Das war ihm neu. Und wie konnte eine Ente nackt sein? Nun denn, wenn sie auch...
'Macht nichts.', brachte er nur heraus, schwitzend vor Er- und Aufregung.
Offenbar hatte die Ente erkannt, was der Grund des Besuchs war, und zog ihn durch die kurz geöffnete Tür hinein ins Dunkel. Sie fand sofort den Beweis ihrer Vermutung, als sie sich mit ihrem Hinterteil an ihn drückte. Er war überrascht, keinen Bürzel zu spüren, obschon Federn, aber auch nicht die Gesäßbacken einer Frau. Dieses Wesen war in der Dunkelheit nur durch ausgiebiges Betasten definierbar, wenn überhaupt, und dazu sollte es nicht kommen, denn er zog sein Beinkleid über einen kräftigen Widerstand hinweg hinab und mit dem freudigen Quieksen einer fröhlichen Ente verwandelte sie sich beim Hineinspritzen seines heißen Saftes in ihr Inneres endgültig in eine Frau, ohne jede Spur einer Ente. Die Federn flogen in alle Richtungen auseinander, langes Haar fiel plötzlich über ihre Schultern, mit leisem Klappern fiel ein Schnabel auf den festgetretenen Lehmboden, er spürte wie sich ihr Hintern und ihre pulsierende Vulva um sein noch zuckendes Glied legten. Ab diesem Zeitpunkt hat er nie mehr eine sexuelle Handlung ausgeführt, sondern sich auf das Dichten von romantischer Sodomisten-Lyrik verlegt. Es war sein größtes Erlebnis gewesen, intensiver noch als das Gefühl, das er hatte, als er ein wenig von einer wirklich großen Kugel Waldmeistereises abknabbern wollte, aber in seiner Dusseligkeit, er war ja schließlich auch ein Tharauer, die ganze Kugel in den Mund bekam und zu überlegen begann, ob er jetzt zuerst ersticken oder erfrieren würde...

Wir sehen schon, mit seiner Intelligenz war es nicht so weit her wie mit seinem Erektionsvermögen, und so hat das Gedicht 'Ännchen von Tharau' auch nur wenige Textzeilen, die fleißig wiederholt werden.


Ein neuer Tag

Für unser Entchen, das sich nun Ännchen nannte, weil es für sie und alle anderen im Dorf das Einfachste war, brachen nun neue Zeiten an.
Mit dem Leben der Menschen war sie eigentlich vertraut, sie war ja im Dorf aufgewachsen. Daß sie nun Festes und Flüssiges getrennt ausscheiden mußte, schien ihr keineswegs ein Vorteil zu sein, und Kleider zu tragen, war ihr ein Greuel. So war sie, selbst auf Anfeindungen vor allem der Frauen und Alten im Dorf hin, kaum dazu zu bewegen, sich nicht stundenlang am Brunnen in den Pfützen spielend aufzuhalten, nackt natürlich. Ab und zu verzog sie sich hinter die große Linde, um von einem Organ Gebrauch zu machen, dessen Nicht-vorhanden-Sein ihr als Entchen natürlich nicht aufgefallen war, das ihr aber nun umso größere Freude bereitete, nämlich ihre Klitoris.

So ging der Sommer vorüber, und nachdem es immer kälter wurde und Ännchen ein gewisses Unbehagen dabei zu verspüren begann, den ganzen Tag nur zu plantschen und zu masturbieren, zumal die Haut an ihren Füßen, vom Matsch, und ihrem Kitzler, vom Rubbeln, ziemlich wund war, und sie immer noch fast immer nackt herumlief, fing sie damit an, nach einer Familie Ausschau zu halten. So etwas wie eine Adoption im weiteren Sinne schied aus, ebenso eine Anstellung als Magd oder Ähnliches. Die Frauen im Dorf untersagten nämlich ihren Männern unter Androhung der schlimmsten Sanktionen, Ännchen ins Haus zu lassen oder gar einzustellen. Sie wußten, warum.

Obwohl viele Männer nur noch Ännchen im Kopf hatten, wenn sie ihrer ehelichen Pflicht nachkamen oder sich selber den Fisch lanzogen, wie sie masturbierend im Gras bei der Linde am Brunnen stöhnte, wollte sich doch kein Freier finden. Der Grund war der, daß Ännchen, obwohl eindeutig eine Frau, prallbrüstig, lüstern, und mit der Schönheit der Jugend ausgestattet, auch vieles aus ihrer Kindheit als Ente mitgenommen hatte:
Sie hatte breite Füße mit sehr kurzen Zehen, von denen je zwei und zwei mit Häuten verbunden waren. Auch ihr Gang war wenig schwebend. Die Silhouette ihrer Hüften ähnelte zwei Halbkreisen, die oben nur durch die sehr schmale Taille am Zusammenstoßen gehindert wurden und sich unten zum Profil ihres Hinterns einwärts schwangen.
Sie war durchaus sexy, wenn auch ihr Mund seltsam breit erschien und ihr Haar manchmal raschelte, hatte strahlende Augen, klein, aber strahlend, und immer feste, dunkelrot aufgerichtete Brustwarzen. Dies war sogar zu erkennen, wenn sie sich etwas übergeworfen hatte, was aber selten der Fall war.
Etwas, worüber aber viele nicht hinwegkamen, war etwas anderes, und zwar ihre Stimme.
Wenn sie sprach, klang es etwas nasal, als sei sie erkältet, was sie nicht war, weil sie überhaupt noch nie krank gewesen war, und das war noch nicht das Problem.
Aber jeder im Dorf wußte von ihr, was man sonst kaum von einer jungen Frau weiß.
Jeder wußte, was geschah, wenn sie einen Orgasmus hatte. Da sie den ganzen Sommer am meistbesuchten Platz des Dorfes verbracht und sich dort ungeniert unter den Augen aller Interessierten, also aller, zu befriedigen pflegte, kannte man ihr quakendes Gebrüll und wie sie mit den Armen auf und ab schlug, und wie sie dann auf den Knien hopste, ihre Brüste auf dem Boden reibend, und 'Mehr, mehr, mehr!' quiekte.
Das schreckte selbst den lüsternsten Jüngling, und nur ein paar wenige ältere Bauern, allesamt Verwandte des Sodomisten übrigens, fanden das wirklich erotisch.

Ännchen verstand die Zurückhaltung der Heiratskandidaten nicht, und so sehr sie sich auch um Zuneigung bemühte, niemand wollte so recht mit ihr etwas anfangen. Zwar gab es den einen oder anderen, der sich von ihr anfassen ließ, freundlich mit ihr tat, ein wenig mit ihr plauschte oder sich von ihr einen Blasen ließ. Sobald sie aber anfing zu Stöhnen, weil einer sie ein bißchen streichelte, mußte dieser sofort an den möglichen, ja, wahrscheinlichen Ausgang der Begegnung denken, falls er fortführe, und ergriff die Flucht.

So blieb Ännchen erst einmal ohne einen vaginalen Orgasmus, wußte nicht, wo ihr G-Punkt war, und mußte den Winter über hungern und frieren, wie die (anderen) Enten im Dorf.


Die Begegnung

Als der Sommer wieder nahte, trieb Ännchen sich oft bis in die Nacht am Brunnen herum, wo sie sich das Seil, an dem der Eimer hing, zwischen den Schenkeln hindurchführte und damit so derb ihre Schamlippen massierte, daß sie erst am folgenden Nachmittag wieder vernünftig masturbieren konnte. Eines Abends kam die Füchsin des Weges, um Gänse, Hühner, Enten oder sonstwas Essbares zu ergattern. Viel Erfahrung hatte sie darin nicht, bisher hatte sie den Tag damit verbracht, sich ein dickes Ding nach dem anderen 'reinschieben zu lassen. Aber jetzt, wo sich ihr Mann, müde in den Lenden und ausgelaugt vom Schlafmangel, abgesetzt hatte, nicht ohne zuvor die wildesten Gerüchte, wie sie behauptete, über sie zu verbreiten, die natürlich keine Gerüchte waren, von wegen sie sei nymphoman und reiße jeden ins Unglück, der sich mit ihr einlasse, mußte sie sich selbst um ihren Lebensunterhalt kümmern. Das kühlte ihre Hitze merklich ab, und sie war mehr aus alter Gewohnheit denn aus echtem Verlangen immer noch dauernd feucht und erregt. So traf sie also auf Ännchen, die keuchend, mit blutiger Scham, auf dem Boden saß, an die Mauer des Brunnens gelehnt, das Seil noch zwischen den Beinen und mit einer Hand gedankenverloren an ihrer Brust spielend. Ännchen verströmte den seltsamen Geruch des Blutes, das, vermischt mit ihrem Saft der Lust, einen Duft erzeugte, der die Füchsin fast um den Verstand brachte. Sie war ja nicht immer nur mit ihrer eigenen Tierart befaßt gewesen, und die Wildkatze, der Dachs und all die anderen hatten die Nase der Füchsin in mancherlei Hinsicht abgehärtet, aber so etwas hatte sie noch nie gerochen.
Einerseits wollte sie zubeißen und dieses Wesen - ein Mensch? - in Stücke reißen und hinunterwürgen, bis ihr Fell vom Blut verklebt wäre und sie mit dem Abscheu der Übersättigten in dem zerfetzten Kadaver stehen würde, andererseits fühlte sie, wie ein ungekannter Schauder aus Schrecken und Lust von ihrer Nase über die Ohren und den Nacken, über die Schultern, die Flanken und ihren Bauch bis zur Umrandung ihrer Geschlechtsöffnung lief, wo er in einem unglaublichen Kribbeln sich staute, und sie konnte sich, obwohl mehr als erfahren in solchen Dingen, nicht vorstellen, was eine solche Erregung zu befriedigen in der Lage sein könnte. Sie stand und starrte, und es troff aus ihrem Maul der Speichel und von ihrer Vulva der Saft.

Ännchen durchzuckte ein Hauch von Todesangst, ein Erbe aus ihren Kindertagen, als sie die Füchsin in ein paar Schritt Entfernung bemerkte. Sie faßte sich aber sogleich, und sprach sie an. Die beiden kamen schnell ins Gespräch. Beide gewissermaßen gejagt von sich selbst und fassunglos in ihrer Not, konnten sie einander gut verstehen. Ihre Verschiedenartigkeit faszinierte die jeweils andere, und umso mehr sie einander erklärten und berichteten, desto enger fühlten sie sich verbunden. Nicht gerade wie alte Freunde, sondern eher wie Krieger des gleichen Stammes, die gegen den gleichen Feind kämpfen. Sie wußten noch nicht, wer dieser Feind war und wie er hieß - sein Name war Mißachtung, auf dem Schlachtfeld mit dem Beinamen 'Die Große Würdelosigkeit'.

Wird es der schönen Füchsin und dem lüsternen Ännchen gelingen, den Sieg zu erringen? Und über wen überhaupt?

Fortsetzung folgt...
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Andreas Stadelmann Hirn an, Hass aus.
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Fr., 26. April '24, 00:16 h

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