26
Sep
2005

Über mich.

Passbild von Andreas Stadelmann Ich heiße Andreas Stadelmann, genannt Andi, früher Stadl, davor Fetti, davor Lumpi (kleine Verwechslung mit dem einstigen Familienhund), davor Halt endlich das Maul, Schreimonster!.
Ich erblickte das Licht der Welt in Form einer 2000 Watt OP-Leuchte (Zitat "Die Blechtrommel") im schönen Nürnberg, unweit des Christkindlesmarktes und des nächsten Bratwursthäuschens, am Abend des 31. März 1963 - übrigens ein Sonntag - und sicherte damit gerade noch meinen schon bangenden, weil damals noch kaum liquiden, Eltern das Kindergeld für jenen Monat.

Ich wurde dann in diversen Negerdörfern im schönen Frankenland aufgewachsen, was eher arm an erwähnenswerten Ereignissen verlief. Irgendwann lernte ich, dass meine Erzieher ebenso unfähig zur Erziehung waren, wie ich, mich erziehen zu lassen.
Sie rächten sich, indem sie auf meine Wünsche in bösartig unangemessener Form reagierten: ich wollte zum Beispiel unbedingt Klavier lernen (es gab ein schönes Familienklavier), und hatte schon mit dem Üben begonnen, da wurde das Klavier an einen ortsansässigen Tante-Emma-Laden verschenkt, der es natürlich umgehend gegen ordentlich Entgelt verhökerte, und ich wurde genötigt, beim erwiesenermaßen größten Arschloch der nahe gelegenen Kleinstadt A K K O R D E O N (!) - Unterricht zu nehmen.
Und damit es auch richtig schlimm blieb, musste ich mir beinahe täglich ausgedehnte Vorträge anhören, wie dankbar ich dafür sein müsse, die unglaubliche Chance zu erhalten, der Familie auf dem ebenso schönen wie fürchterlich teuren - weil von besagtem Arschloch zu weit überhöhtem Preis auf's Auge gedrücktem - Instrument in der Vorweihnachtszeit "Oh, du fröhliche" vorspielen zu dürfen. Danke.

Doch lernte ich auch Nützliches in dieser Zeit, wenn auch nicht in meinem Elternhaus:
    Ich lernte,
  • wie man im Kaufhaus Sachen klaut, ohne erwischt zu werden,
  • wie man Polizeiautos durch aufgesprühte Cannabisblätter verschönert,
  • dass eine feuchte Heidin einer spröden Christin ebenso vorzuziehen ist wie eine feuchte Christin einer spröden Heidin,
  • dass man mit einem Mofa ohne weiteres Tempo 80 erreichen kann, wenn man die richtigen Handgriffe weiß,
  • dass ich die Schule bei Prüfungen nicht schwänzen durfte, weil die Lehrer wegen des zusätzlichen Arbeitsaufwandes für die dann nötige Nachholschulaufgabe sauer wurden,
  • sonst aber immer,
  • dass bestimmte Streckmittel für Haschisch, im Übermaß eingesetzt, dazu führen, dass alle sich die Seele aus dem Leib kotzen, die davon rauchen,
  • und dass man sich mit sowas keine Freunde macht,
  • und, und, und.
So legte man meinen Eltern, die mich eh kaum kannten, meinen Wechsel an eine andere Anstalt nahe und mich auf einer solchen ab. Also verließ ich das alte Gymnasium nach der mit viel Lug und Trug und Unterschleif gerade noch geschafften 11. Klasse und wurde Internatsschüler. Dort konnte ich mein oben erwähntes Wissen sozusagen von Null weg einsetzen, neue Chancen boten sich - ich nahm sie alle wahr:
    Dank an
  • Andrea - du warst so heiß.
  • U. - den Klang deiner Stimme, die Farbe deiner Augen, den Schimmer deiner Haut, dein dunkles Haar im Sommerwind, kann ich wohl nie mehr vergessen.
  • Karin - der Felsen war zu hart!
  • Heidi - es hätte vielleicht was werden können.
  • Chris - es wäre nie was geworden.
  • Dorle - (*seufz*)
  • Sabine - die hübsche Freche.
  • Cat - deine Krallen...
  • Birgit - wie konntest du nur!
  • Melanie - wild, weich, warm, eiskalt.
  • Claudia - du Kuscheltier, und ich hab' nix kapiert.
  • Veronika - Sommerkind.
  • Corinna - she's a lady.
  • nochmal Andrea - die Blonde.
  • ... und Evi, oh, Evi - mit dir würde ich immer noch sofort auf eine einsame Insel gehen.

  • Naja, also gut, und alle anderen...
Außerdem war da die Musik, ein Tonstudio, der Wald, ein Turm, Drogen und Alkohol.
In endlosen Nächten endlose Gespräche mit guten Freunden über Mädchen, Gott, Mädchen, den Sinn des Lebens, Mädchen, Musik und natürlich Mädchen.

In dieser Zeit wuchs in mir die Erkenntnis, dass Schmerz dem Trieb zu künstlerischer Entfaltung nur förderlich sein kann, dass die Musik noch etwas mehr Göttliches in sich trägt als jede noch so göttliche Lady, und dass das Spielen ersterer durch mich sich allemal besser anfühlte als das Spielen letzterer an mir.
Ebenso die Erkenntnis, dass man ja nicht immer nur Musik machen kann...

Ich kam irgendwann zwischen Studio und meiner damaligen Favoritin, wie die Jungfrau zum Kind, zum 'Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife' (Notendurchschnitt 3,5), sehr zum Entsetzen einiger Leer-, pardon, Lehrkräfte. Vielleicht deswegen wurde ich von den Schülern auserkoren, die Abirede zu halten, und so bekam ich am gleichen Abend mein Zeugnis, Hausverbot beim Abiturball, und die Gunst der Schönsten aus der ganzen Oberstufe, damals 12.-Klässlerin, mit der ich dann Wiener Walzer tanzte, und zwar, wegen des Zutrittsverbots zum Abiturball, in Foyer und den Gängen der Stadthalle, ebenso sehr zum Amusement der zahlreich vertretenen Lehrer- und Elternschaft wie zur Verwirrnis der überall umhereilenden Ober mit Tabletts voller Champagnergläser und Kanapees, und auch des Direktors, der den Bann verhängt hatte. Jedenfalls, es gab nicht eine Kollision und wir müssen recht nett ausgesehen haben, weil sich immer mehr Publikum ansammelte, das nach jedem unserer rasenden Tänze lautstark applaudierte.
Na also, es geht doch...

Hoppla, jetzt wär' ich doch fast ein wenig ins Schwadronieren geraten!
Dann breche ich an dieser Stelle lieber mal ab, nicht, dass ich hier noch weiter übertreibe, aber ein kleiner Eindruck meiner Jugendzeit und ihrer prägenden Ereignisse sei dadurch dennoch vermittelt.

Ich will nur dies noch anfügen:
Ich habe bis jetzt ein Leben geführt, das nie langweilig war, ich habe immer versucht, zu denken und zu lieben, wenn auch mit wechselndem Erfolg, und zurückblickend bereue ich nur, dass ich immer wieder Menschen verletzt habe, ohne es zu wollen zwar, aber sehenden Auges. Ansonsten kann ich nur ausrufen:

Ich bereue nichts, und ich würd's wieder tun.

Um genau zu sein:
Ich werd's wieder tun, ich tu's ja schon!

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Andreas Stadelmann Hirn an, Hass aus.
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